Menschliches Lernen

Grundlagen für das Lernverständnis

Carl Rogers drückt dies in seinem Menschenbild so aus: „Menschen besitzen ein natürliches Potential zum Lernen: den Lerntrieb – den natürlicher Wunsch des Menschen zu lernen. Deshalb benötigt man keine Belehrungen, sondern Unterstützung persönlichen Lernens.“

  • Ein Mensch lernt nur jene Dinge leicht und gut, die für ihn mit der Erhaltung oder mit der Entfaltung seines Selbst verbunden sind.
  • Die Geschwindigkeit des Lernens ist schnell, wenn das Material vom Lernenden als mit seinen eigenen Zielen in Beziehung stehend wahrgenommen wird. Lernen, das – in der eigenen Vorstellung – eine Veränderung in der Organisation des Selbst einschließt, wird als bedrohlich empfunden und hat die Tendenz, Widerstand hervorzurufen.
  • Bedeutsames Lernen bringt ein bestimmtes Maß an Schmerz mit sich, der entweder mit dem Lernprozess selbst verbunden ist, oder damit, dass gewisse, früher gelernte Dinge aufgegeben werden müssen. (Beispiel: Laufen lernen bei Kindern, es stolpert, fällt und es tut sich weh; doch die Befriedigung bei der Entfaltung seiner Möglichkeiten wiegen Beulen und blaue Flecke auf!)
  • Signifikantes Lernen wird oft durch Tun erreicht.

 

Wie vollzieht sich das Lernen?

In der Psychologie und der Pädagogik haben in den letzten 70 Jahren Paradigmenwechsel bezüglich der Lernformen – dem wissenschaftlichen Verständnis, wie Lernen erfolgt – stattgefunden:

 1. Verstärkungslernen (nach B. F. Skinner): Lernen durch Belohnung und Bestrafung

Skinner hat in einer Vielzahl von Experimenten z.B. mit Tauben und auch Menschen das Verstärkungslernen entdeckt. Skinner unterscheidet vier Unterformen im Verstärkungslernen abhängig ob ein Belohnungs- oder Strafreiz gesetzt oder unterlassen wird: Positive Verstärkung, Löschung, Bestrafung sowie negative Verstärkung

Lernen erfolgt in Form einer unmittelbaren Reiz-Reaktions-Kette

2. Modelllernen (nach A. Bandura): Lernen durch Nachmachen des Verhaltens eines Modells

Bandura hat in Untersuchungen mit Kindern die Auswirkungen von aggressiven Verhaltensmodellen auf das Aggressionsverhalten von Kindern untersucht. Ein Ergebnis war, dass Kinder durch Modelle Verhalten lernen. In der Erwachsenenpädagogik kann davon ausgegangen werden, dass in Unternehmen unerwünschte Verhaltensmuster oft durch das unerwünschte Verhalten von Führungskräften gelernt werden.

Lernen erfolgt durch Vorbild und Nachahmung.

3.Signifikantes Lernen (nach C. Rogers): Selbstgesteuertes, als sinnhaft erlebtes Lernen

Rogers hat in seinem Buch „Lernen in Freiheit“ eine Reform im Lernen angemahnt. Menschen lernen dann nachhaltig, wenn sie signifikant lernen. Signifikantes Lernen ist dadurch gekennzeichnet, dass der Lernende das Lernen als für ihn sinnhaft erlebt. (hierzu später mehr)

 

Heute wird davon ausgegangen, dass Lernen in den vielfältigsten Formen erfolgen kann: z.B. durch Wiederholen, Nachahmen, Assoziation, operatives Konditionieren, Verstärkung der Reiz-Reaktion, Versuch und Irrtum usw. sowie durch versuchsweises Herantasten.

Ausgangspunkt des Lernens stellt immer ein neuer, unbekannter Reiz – etwas Fremdes dar, dem gegenüber zunächst eine gewisse Abneigung besteht. Die Natur weiß jene grundlegende Abneigung gegen alles Fremde zu überwinden – durch Neugierde. Sie ist der Grundtrieb des Lernens überhaupt. Ein Trieb, der bei allen höheren Tieren vorhanden ist und die Abwehr gegen alles Fremde überwinden kann. Die Neugierde bildet den Antrieb, die Motivation, auch einen fremden, unbekannten Stoff aufzunehmen, ihm Aufmerksamkeit zu widmen und geeignete Assoziationen für ihn zu suchen.

 

Lernen aus Sicht der Neuropsychologie

Neue Ergebnisse aus der Neuropsychologie zeigen das Zusammenspiel zwischen Lernen, Gefühlen und Behalten auf. Unser Gehirn steuert den Wahrnehmungsprozess über einen „emotionalen Filter“. Die Emotion wird dabei ohne Umwege im Langzeitgedächtnis gespeichert, während Informationen erst durch Wiederholung und Übung in unser Langzeitgedächtnis gelangen. Diese Kenntnisse haben einen unmittelbaren Einfluss auf das Handeln. Emotionen beeinflussen die Informationsaufnahme von vorneherein.

Eine rein kognitive Vermittlung von Wissen ist langsam und ermüdend, erhöht den Widerstand und führt somit zum Vergessen. So wichtig dieses Wissen auch sein mag, es wird nicht vom Lernenden angewandt werden bzw. angewandt werden können. Ein emotionsgeladener Lernprozess wird zwar sehr eindringlich sein, führt jedoch dazu, dass nur die Emotion und nicht das vermittelte Wissen erinnerbar ist.

Daraus ergibt sich, dass eine gelungene Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung über das Gefühl der subjektiven Wichtigkeit des Lerngegenstandes und einer positiven, emotionalen Grundbefindlichkeit erreicht wird. Man lernt und behält Gelerntes am besten/einfachsten, wenn man sich gut fühlt und gleichzeitig, das ‚zu Lernende‘ als für sich selbst wichtig empfindet.