Erlebensseminar der Volksbank Bocholt eG

Der „Kommunikationsprofi“

Leistungsbereitschaft, Leistungsorientierung und Zielorientierung werden in unserer Gesellschaft groß geschrieben und stellen die Grundwerte für Erfolg und Qualität dar. In Vertriebsorganisationen wird dies meist in den Zusammenhang mit  interpersoneller Kommunikationskompetenz gestellt.

Aber wie kann der einzelne erkennen, wie er „rüber kommt“?

Hier kann ihm ein professionelles Feedback vom Coach sicher schon gute Anhaltspunkte liefern. Erleben – in Echtzeit, wie wirksam er ist, kann er dadurch aber immer noch nicht. So bleibt ein gutes Feedback zunächst lediglich im Theoriestatus und muss dann durch Experiment verifiziert oder falsifiziert werden. 

Nicht so, wenn der Kommunikationspartner so „unhöflich“ ist, einfach nicht zu reagieren, wenn keine klare Ansage kommt! 😉

Was macht denn ein Mensch, der uns überzeugt anders, als einer, dessen Aussage uns nicht erreicht? Was zeichnet denn Menschen als Kommunikatoren aus? 

Dass diese Qualität nicht nur einigen (wenigen) Menschen als Gabe in die Wiege gelegt wurde, beweist uns die Arbeit mit dem Pferd. Denn auch wenn es uns als Mensch nicht in den Genen liegt, „pferdisch“ zu sprechen, haben wir die Möglichkeit, uns verständlich zu machen und unserem tierischen Gefolgsmann Anweisungen zu geben, die er noch nie zuvor so bekommen hat. Wohlgemerkt: gearbeitet wird nicht mit „Zirkuspferden“, die auf bestimmte Befehle konditioniert sind, sondern mit Pferden, die lediglich eine Reitausbildung durchlaufen haben und so mit dem Menschen sozialisiert sind.

Nach menschlichen Maßstäben an das Pferd herangetreten, stellt sich sehr schnell Misserfolg und Hilflosigkeit ein. Warum macht es nicht, was ich will? Was mach ich denn falsch? Da wird mit dem Pferd geredet, es wird geschnalzt und gerufen. Es wird ihm gut zugeredet und es bekommt eine gehörige Menge Streicheleinheiten – um dann doch nicht zu folgen … 

Beim Nachfragen nach Weg- und Zielklarheit ergeben sich dann schon die ersten Aha-Erlebnisse. Der nähere Reflexionsblick auf einen zielgerichteten Verständigungsprozess tut dann sein Übriges: Wusste Dein Pferd eigentlich, dass es jetzt losgehen sollte? War es überhaupt aufmerksam? Konnte es Deine Zeichen gerade wahrnehmen? Bist Du gerade wichtig genug gewesen, um bemerkt zu werden, oder war das Hufgetrappel draußen im Hof nicht viel attraktiver? Warst Du selber aufmerksam genug, wo Dein Pferd mit seinen Sinnen gerade war – oder hattest Du schon das Bild im Kopf, wie Du das Pferd einmal durch die Halle geführt hast? 

Schnell lassen sich so die eingeschliffenen und unbewusst gewordenen Selbstverständlichkeiten wieder bewusst machen. Ein sukkzessives Hereintasten und Experimentieren mit Einzelelementen im Kommunikationsprozess zeigt unmittelbar Fortschritte und ein schnelles Lernen – sowohl durch Ausprobieren, als auch durch Zusehen. Kommunikation wird sichtbar! Hierbei ist natürlich das Pferd nicht mit dem menschlichen Gesprächspartner gleichzusetzen – gleichwohl handelt der Mensch auch am Pferd natürlich mit seinen Gewohnheiten und Tendenzen.    

Ist aus diesen Erlebnissen dann einmal die Erkenntnis erwachsen, dass zielorientierte Kommunikation einen methodischen Prozess aus mehreren Elementen darstellt, ist das Hinterfragen der eigenen menschlichen Kommunikationsabläufe nur noch ein kleiner Schritt.  Warum sollte mein menschlicher Gesprächspartner mich eigentlich verstehen? Mit wieviel „Chinesich“ konfrontiere ich den eigentlich? Wie bewusst hole ich ihn eigentlich ab? Wie aufmerksam nehme ich ihn wahr – welche Signale gibt er und was lenkt ihn ab? 

Auch wenn allen bewusst ist, das das Pferd nicht stellvertretend für den Kunden oder geführten Mitarbeiter ist, konkretisiert sich im Reflektieren die Überlegung, dass die Anstrengung, das Pferd zum Laufen zu bekommen wenn es mit seinen Sinnen woanders ist, durchaus der Situation ähnelt, in der man sich schwer tut, den Kunden oder Mitarbeiter von einer Lösung zu überzeugen, wenn man dies kommunikationsmethodisch nicht sorgsam eingeleitet hat.