Outputorientierte Weiterbildung

Die Insel des Wissens

2-3 Worte vorweg:

  • Es ist nicht das Wissen, was uns befähigt, sondern dessen Sortierung.
  • Können ist nicht das Ergebnis von Wissen, sondern von bewusster Erfahrung.
  • Lernen ist nicht die Aufnahme von Wissen, sondern die Verarbeitung persönlich relevanter Erlebnisse.

Trainingsmaßnahmen und Lernkonzepte entstehen meist aus einer Sammlung von Wissen und Erfahrung. Entsprechend der Zielsetzung wird analysiert und konkretisiert,  aus welchen Inhalten sich ein …

… Thema zusammensetzt, was unbedingt hinein gehört und was der Lernende können muss, um den gewünschten Zielzustand zu erreichen. Liegen der Konzeptentwicklung dann noch didaktische Grundlagen der Aufbereitung und Vermittlung zugrunde, sind schon gute Voraussetzungen geschaffen – noch besser, wenn das Konzept auch Kenntnisse in der Moderation von Gruppen berücksichtigt.

Gleichwohl ist mit der Einbindung moderner Medien oder Ansätze noch nicht ein Lernerfolg verbunden – wird bei fehlender Sinnvermittlung eher das Gegenteil von Lernbereitschaft ausgelöst. „Warum mussten wir das jetzt machen und was hat das mit dem Thema zu tun?“, stellt eine typische Frage dar, die allerdings selten direkt in der Veranstaltung offen ausgesprochen wird. Es kann dabei passieren, dass der gewünschte „Ankereffekt“ – also die emotionale Verknüpfung eines Lerninhaltes mit einem Erlebnis – sinnentleert hängen bleibt. Dabei bleibt das unverstandene/ unaufgeklärte Erlebenselement allein in Verbindung mit der Unzufriedenheit der Veranstaltung in Erinnerung und bewirkt für die Zukunft eine deutliche Reserviertheit des Betroffenen für jegliche progressive Lerndidaktik!

Auch allein ein dynamischer Auftritt ist kein Garant dafür, das die Lernkunden den angepeilten Schritt machen. Zwar kann mitunter viel Aktivität und Intensität ausgelöst werden, die allen Beteiligten angenehme Kurzweil beschert, aber von einer intensiven Vermittlung auf genauso intensive Lernerfolge zu schließen entbehrt der Grundlage!

Worauf es ankommt:

Was auch immer genutzt wird, um Lernprozesse auszulösen – es kann sich niemals allein an einer Theorie, einem vermeintlich beschlagenen Buch oder Wissensinhalten bzw. der Fachexpertise des Trainers orientieren. Ist das Veranstaltungskonzept derart aufgebaut, ist die Chance, am Lernenden vorbeizuschießen recht aussichtsreich …

Natürlich steht der Lehrende in der Pflicht, Inhalte und Wissen zu vermitteln. Gleichwohl sollte ihn bei der Konzeption ein klares Bewusstsein lenken, was sein Auftrag ist. Handelt es sich dabei um eine Wissensvermittlung oder um den Aufbau von Handlungsqualitäten? Meist geht es um Letzteres, auch wenn dem häufig weniger Rechnung getragen zu sein scheint. So kommen Konzeptionen zum Einsatz, die entweder so inhaltsreich sind, dass keine Lerntiefe und damit kein individuelles Eintauchen erreicht werden kann, oder die Inhalte sind zwar generell relevant, aber so fern vom alltäglichen Aufgabenfeld des Lernenden, dass ein erforderlicher Transfer nicht erfolgen kann.

Lernende an ihrem Punkt abholen

Um also den Lernenden nachhaltig zu schulen, ist es erforderlich, die Inhaltsvermittlung auf sein Leistungsvermögen abzustimmen. Was helfen die besten Theorien, wenn sie nicht verstanden oder praktisch verarbeitet werden können. Da hilft auch keine noch so intensive Übung. Hier sollte sich statt dessen der Dozent fragen, was seine Schützlinge im Alltag damit anfangen werden.

Flexible Konzepte

Wie schnell die Teilgeber Inhalte aufnehmen, welche Fragen dabei aufkommen und welche Erkenntnisschritte in welcher Geschwindigleit erfolgen, ist nie vorhersehbar. Ein Trainingskonzept, dass durchgetaktet ist und dem Lernenden letztlich seine Lernschritte vorschreibt, kann keinen Prozess auslösen. In der Form erfolgt höchstens ein Speichern der Lehrinhalte, die aber durch ihre Leblosigkeit schnell zu Leerinhalten verkümmern. Tatsächlich sind solche Programme – wenngleich mitunter auch sehr überzeugend umgesetzt – aber eher als Unterhaltungskonzepte zu verstehen. Statt dessen braucht eine Maßnahme, die den Lernenden zu Entwicklungsschritten bringen will, Raum für dessen Experiment und Erfahren von Wirkungen der neuen Inhalte. Da solches Erfahrungslernen ganz individuell ist, kann es kein schematisches Abspulen von Inhalten geben.

Outputorientierung 

Statt sich also an seinem Konzept zu orientieren, sind alle Sinne des Trainers darauf gerichtet zu erkennen, ob die Lernkunden in den Transfer gehen. Die Frage an die Teilgeber, was sie als nächstes brauchen, das intuitive Verweilen in einer intensiven Erfahrungssituation oder die gemeinsame Vertiefung einzelner Fragestellungen gehören deshalb ebenso zu einem Lehrkonzept, wie auch die Möglichkeit, Exkurse zu machen oder ungeplante Ansätze spontan einzubauen. Vorherrschend dabei ist die ständige Suche des Trainers nach dem sinnvollen nächsten Medium statt der Erledigung der TOP’s. Wie reagieren die anvertrauten Menschen? Worauf springen sie an und welche Erfahrungen lösen Gefühle aus? Fragen, die im Zusammenhang mit systematisch eingesetzten Transferfragen erkennen lassen, wo sich die Lernenden gerade befinden – wo sie Vertiefung, Verlangsamung oder auch Beschleunigung brauchen.

Ein gutes Lehrkonzept besteht insofern lediglich aus einem klaren Rahmen, der in der dynamischen Umsetzung ein Höchstmaß an individueller Ausgestaltung ermöglicht. Wesentlich dabei ist es, diese Ausgestaltung eben durch die Lernenden, nicht den Trainer zuzulassen! Dabei gelingt es dem Dozenten, die relevanten Lerninhalte in einem für den Lernkunden überschaubaren Rahmen auf wenige einfache Lernziele herunterzubrechen und dann im Tun auf seine von ihm aktivierten Kunden zu reagieren.

Die Insel des Wissens oder „Energie vor Tagesordnung“

Statt von vornherein Gefahr zu laufen, die Teilgeber mit der Masse an Wissen zu überfahren und ihnen die Möglichkeit zu rauben, die neuen Inhalte persönlich relevant wegzuordnen, sollte der Trainer die Kunst der Beschränkung beherrschen. Tatsächlich wird sich dann nämlich sehr schnell zeigen, wo seine Menschen andocken, mehr haben wollen und sich damit eine eigene Wissensstruktur aufbauen. Hierdurch ist dann die Chance geschaffen, den Lernprozess (Aufnahme, Bewertung und Sortierung von Inhalten) sofort in Echtzeit direkt im Training zu haben, anstatt den Einzelnen im Alltag mit einem nachgelagerten Verarbeitungsprozess allein zu lassen.

Abgesehen davon bietet ein solcher Ansatz die Grundvoraussetzung für signifikantes Lernen